Dieser Text wurde auf der Internetseite des Springwater Centers veröffentlicht und ist hier in deutscher Übersetzung von Sabine Bielfeldt wiedergegeben.
Gewahrsein kann nicht gelehrt werden, und wenn es da ist, wurde es durch nichts bedingt. Alle Bedingungen sind von Gedanken hervorgebracht und können durch Gedanken zerstört werden. Das Gewahrsein wirft einfach Licht auf das, was ist, ohne jegliche Trennung.
Gewahrsein, Einsicht, Erleuchtung, Vollkommenheit – oder welche Worte auch immer gewählt werden um das zu sagen, was nicht erfasst werden kann – ist nicht Folge einer Ursache. Aktivität kann es nicht zerstören und Sitzen bringt es nicht hervor. Es ist nicht Produkt von irgendetwas – keine Technik, Methode, Umgebung, Tradition, Sitzhaltung, Aktivität oder Nicht-Aktivität kann es erzeugen. Es ist da, ungeschaffen, aus sich selbst wirkend in Weisheit und Liebe, wenn die selbst-bezogene Gewohnheit in all ihrer Macht und Subtilität klar und offenbar geworden ist und sich im Licht des Verstehens auflöst.
Kann der innere Lärm völlig unberührt gelassen werden, während man aufmerksam ist? Wenn die sich verändernden Zustände unseres Körper-Geistes (body-mind) einfach so gelassen werden, ohne Wahl oder Urteil, ohne dass ein kontrollierender oder unterdrückender Wille auf sie reagiert, dann entsteht aus sich selbst heraus eine neue Stille.
Bewegungsloses Sitzen in Stille, für Minuten oder Stunden, ungeachtet der Zeitdauer, bedeutet in Kontakt sein mit den Bewegungen unseres Körper-Geistes, grob oder subtil, dumpf oder klar, flach oder tief, ohne Gegensatz oder Widerstand, ohne Haben-Wollen ohne Ausflucht. Es ist: in einem vertrautem Kontakt sein mit dem gesamten Netzwerk von Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühlen und Empfindungen, ohne etwas als gut oder schlecht, richtig oder falsch zu beurteilen. Ohne zu wollen, dass es so bleibt oder dass es aufhört. Es ist ein inneres Sehen, das nicht von Wissen beeinflusst ist, offene Wahrnehmung dessen was passiert, innen und außen – ein Fließen ohne Festhalten oder Ansammeln. Stille inmitten von Bewegung und innerem Aufruhr ist ohne Wille, Richtung und Zeit. Es ist ein vollkommenes Zulassen von dem was ist, von Moment zu Moment.
Wenn wir in Stille sitzen, nichts tun, nicht wissen, was gleich sein wird und nicht besorgt sind um das, was war oder dem, was sein wird, dann wirkt ein neuer Geist, ein neues Bewusstsein, das nicht mit den Konditionierungen unserer Vergangenheit in Zusammenhang steht, sondern das jetzt wahrnimmt und den gesamten Mechanismus unserer Konditionierungen versteht. Es ist die Demaskierung unseres Selbst, dass nichts ist als Masken, Bilder, Erinnerungen vergangener Ereignisse, Ängste, Hoffnungen und dem unaufhörlichen Wunsch etwas zu sein oder jemand zu werden. Dieses neue Bewusstsein, das Nicht-Bewusstsein ist, ist frei von Dualität – da ist niemand, der etwas tut und nichts, das getan werden muss.