Springwater-Meditation
Stille Meditation

Stille Meditation

Was ist Meditation?

Wenn wir das Wort Meditation hören, kommen eine Fülle von Gedanken und Assoziationen auf. Was wir gelesen, im Fernsehen gesehen, von Freunden gehört haben. Es fallen uns, östliche Religionen wie Buddhismus und Hinduismus, spirituelle Lehrer, Gurus und Scharlatane ein. Ist Meditation hilfreich, ist sie für uns westliche Menschen überhaupt zugänglich? Wir denken an Askese und Kloster, Weltfremdheit und Erleuchtung.

Wenn wir jetzt in diesem Moment, wo wir die Zeilen lesen, unsere Gedanken und Gefühle beobachten, sind wir vielleicht erstaunt, was unser Verstand alles zu dem Thema produziert und welche Vielfalt von Gefühlen die Gedanken begleiten. „Oh ja, Erleuchtung, das wäre etwas, man wäre für immer aller Sorgen ledig,“ sagt der Verstand, und der Körper erhält einen Schwall positiver Gefühle. „Ich bin viel zu undiszipliniert, um regelmäßig zu meditieren.“ Dieser Gedanke löst gleich Frust- und Resignationsgefühle aus.

Kann man dies alles einmal einfach nur beobachten? Ist da ein wirkliches Interesse sich einmal gewahr zu werden, dass uns ein Strom ruheloser Gedanken nahezu jeden Moment erfüllt, dass ein ständiges auf und ab der Gefühle mit diesen Gedanken wie zwangsläufig einher geht?

Schon sind wir mitten in dem, was ich als Meditation bezeichnen möchte. Es ist kein theoretischer Diskurs über Meditation nötig, kein Suchen nach dem besten System, kein langwieriges Lernen von Sitzpositionen und Gedankenkontrollübungen.

Die Meditation, die ich meine, ist sehr einfach, was allerdings nicht heißt, dass sie uns leicht fällt. Einfach nur gewahr zu werden, was in uns geschieht – das ist alles. Genau das sind wir aber überhaupt nicht gewohnt. Aufmerksam sein, ohne Konzentration und Fokussierung, ohne Bewertung und Kommentar, einfach nur alles, was in diesem Moment ist, direkt und ohne Trennung zu erleben, gerade so, wie es eben ist. Geht das überhaupt? Man kann es hier und jetzt einmal ausprobieren, es kann ohnehin immer nur im Jetzt geschehen, denn Vergangenheit ist nur noch Erinnern und das geschieht jetzt und Zukunft ist eine Projektion des Denkens, ein sich vorstellen was morgen sein wird und auch dies geschieht jetzt. Kann man gewahr werden, dass Zeit und Werden von unserem Denken und Erinnern geschaffen wird? Gedanken erschaffen auch die Trennung in ich und du, schön und hässlich, gut und böse. Wenn da ein Interesse besteht, direkt und jetzt zu erleben, was da in uns geschieht, es zu hinterfragen, dann stellt sich ganz natürlich eine Aufmerksamkeit ein, eine Energie des Lauschens, und Meditation findet statt.

Viele Menschen stellen sich vor, Meditation ist eine Art Gedankendisziplinierung. Und in der Tat arbeiten viele Meditationssysteme mit Übungen, wie Atem zählen, Mantras, Benennen der Gedanken, die aufkommen oder mit der Konzentration auf Bilder oder Vorstellungen.

Diese Meditation kommt ohne Konzentrationsübungen aus, es geht auch nicht darum, die Gedanken zum Verschwinden zu bringen oder die Außenwelt auszublenden. Im Gegenteil: Alles, was in diesem Moment ist, darf ohne Wahl, eben so wie es ist, da sein. Geräusche der Umgebung, der Körper mit seinen Empfindungen, Gedanken die aufkommen, Gefühle jeglicher Art, wie sie eben gerade da sind, ob Langeweile oder Besorgtheit, Ängste oder Freude, Begehren oder Widerstreben. Kann das alles einfach, so wie es gerade ist, da sein, ohne es zu benennen, ohne zu denken: „Da singt eine Amsel“ und wenn der Gedanke kommt, den Gedanken zu sehen ohne weiter darüber nachzusinnen? Ohne trennende Begriffe und Bewertungen verschwindet das Empfinden von Abgetrenntheit. Alles ist wie es ist, ohne Unterschied, ohne Widerstand, ohne es zu wollen oder nicht zu wollen. In dieser schlichten Offenheit und Verbundenheit geschieht es, dass sich der Körper beruhigt, Sorgen und Ängsten plötzlich still werden, Ärger und Gier verschwinden. Bis uns der nächste Strom von Gedanken mitreißt, und wir uns in einem Traum von Denken und Gefühlen verlieren. Aber ganz von alleine wachen wir daraus wieder auf. Und es ist wieder Raum, einfach nur da zu sein, ungetrennt und ganz.

Warum Meditation?

Blicken wir auf unser Leben zurück und sind ehrlich, verbringen wir die meiste Zeit des Tages in einem halbbewussten Traum. Unwillkürlich reißen uns Gedanken und Gefühle mit, wir sind gefangen in unseren Wünschen und Hoffnungen. Ohne es zu wollen werden wir ärgerlich und traurig, geben uns Illusionen hin und träumen von einer Zukunft in der wir das Leben besser meistern. Dabei fühlen wir uns oft einsam und unverbunden, als Spielball in einer unberechenbaren und grausamen Welt, in der nichts Bestand hat. Darüber nachzudenken, wie sich das ändern kann, haben die meisten schon ohne Erfolg probiert, unser Verstand kann die Lösung nicht finden. Wir können die Wandlung noch so sehr herbeisehnen, stets bleiben wir im Netzwerk der Gedanken hängen. Gedanken die sich kontinuierlich um uns, um unser Leben, unser Leiden, unser besonderes Schicksal drehen. Ein stetiges „ich will, ich will nicht“. Ständige Identifikation und Zurückweisung ohne Pause und selbst noch in unseren Träumen.

Kann Meditation daran etwas ändern? Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Jeder muss es selbst probieren.
Über Meditation lesen und meditieren ist nicht das Gleiche. Um wirklich zu verstehen, wer man ist, was in einem von Moment zu Moment vorgeht, braucht es eine gewisse Kontinuität des Gewahrseins. Aber man kann hier und jetzt beginnen, sich wirklich kennen zu lernen. Gewahrsein bringt dann ganz von alleine Licht in die trübe Geschichte unseres Selbst.
Wenige einfache Dinge haben sich für eine kontinuierliche Meditationsarbeit als hilfreich herausgestellt:
Eine Zeit des Schweigens in einer ruhigen und reizarmen Umgebung.
Stilles Sitzen, allein oder mit anderen. Viele Menschen bestätigen, dass Ihnen Meditation in einer Gruppe deutlich leichter fällt als alleine.
Regelmäßiger Austausch mit Menschen, die Meditationsarbeit machen.
Nicht zuletzt sind auch Menschen wichtig, die in dieser Arbeit eine echte Anleitung geben können.

Meditation ohne Religion – Wie geht das?

Wenn Meditation frei und offen angeboten wird – ohne Religion und ohne Tradition – was ist es dann noch? Zen-Meditation kommt aus Japan und ist im Buddhismus verwurzelt. Aber ist es das, worauf es essenziell ankommt? In diesem Rahmen sind Praktiken entstanden, die sich als hilfreich erwiesen haben und dies hat Toni Packer beibehalten, auch als sie im neuen Center Meditation ohne Tradition und religiöse Bindung anzubieten begann. Wenn man aus dem Stress des alltäglichen Lebens kommt, kann dies irritierend wirken.

Da ist zum Beispiel das Schweigen, sowohl verbal, als auch körperlich, also mit nur wenigen Gesten oder Blicken. Man verbringt einige Zeit in Stille, alleine oder zusammen mit anderen und es wird nicht gesprochen. Kein Plaudern, kein kurzer aufmunternder Blick zur Begrüßung oder freundlichen Bestärkung – Gewohnheiten, die schlicht wegfallen und gerade dadurch Raum und Zeit geben, sich mit dem zu beschäftigen, was jetzt gerade ist. Vielleicht – nicht nur, wenn man dies zum ersten mal erlebt – zeigt sich Unsicherheit, Angst, die Sorge, die entsteht, wenn man nicht ständig versichert bekommt, dass der andere einem positiv zugewandt ist. Und es steigen Gedanken auf, die sonst so wahrscheinlich nicht bewusst werden würden. Es ist keine Notwendigkeit, auf den anderen einzugehen, weil sich Menschen getroffen haben, die jeder für sich – und doch gemeinsam – dem nachgehen möchten, was unser tägliches Verhalten und unsere (auch gewohnheitsmäßigen) Gefühle sich selbst und anderen gegenüber, bedingt.

Wir sitzen auf Meditationskissen und -matten, Stühlen oder Hockern, und nicht in einer vorgeschriebenen Haltung. Für viele ist es wichtig, sich jede Runde anders zu setzen, um Verspannungen vorzubeugen, andere haben eine bevorzugte Haltung, die für sie bequem ist. Auch hier gibt es keine traditionellen Annahmen, welche Haltung „meditativer“ oder sonst förderlicher ist. Allgemein gilt, dass der Körper schon durchblutet werden sollte, denn auch wenn man nur 25 Minuten still sitzt, kann man sich sehr verspannen oder z.B. die Beine „einschlafen“ oder schmerzen. Sitzen in Stille, ohne körperliche Bewegung ist nicht als Übung gedacht, sondern als eine Möglichkeit, dem Geist Raum zu geben, zu entdecken, wie automatisch wir normalerweise reagieren. Wenn wir still sitzen, sind wir vielleicht reglos, aber genau wie das Nicht-Sprechen nicht zwingend aber vielleicht zu innerer Stille führt, so kann auch die Tatsache, dass man sich nicht bewegt, die Aufmerksamkeit auf sonst unbeachtete Aspekte lenken. Vielleicht wird der Atem neu und anders bewusst, vielleicht sind da gewohnheitsmäßige Bewegungen, die sonst unbemerkt ablaufen und jetzt in neuem Licht erscheinen.

Vielleicht ist es aber auch einfach nur entspannend, sich Zeit zu gönnen, es sich bequem zu machen und mit anderen zusammen zu sein. Einfach als Mensch da sein, ohne etwas sagen oder tun zu müssen.

Es ist nichts vorgeschrieben, außer, dass man die anderen möglichst wenig zu stören versucht.

Meditationswochen

Wenn wir uns zu Meditationsrunden treffen, dann sitzen wir üblicherweise 25 Minuten und nach einem Glockenton ist ca. 5 Minuten Zeit sich zu strecken, auf die Toilette zu gehen, oder in einer Runde in Bewegung zu sein und im Gehen den Körper, den Raum und die Gruppe zu erleben. Dann folgt wieder eine Runde Meditation.

Wie viele Runden Meditation angeboten werden, ob eine größere Pause dabei ist, in der etwas gegessen werden kann, oder ob man anschließend noch miteinander über Dinge spricht, die während der Meditation auftauchen, wird vorher abgesprochen.

Und Meditationswochen – sind im Grunde genau so. Man lässt sich mehr Zeit für die Meditation, was aber nicht bedeutet, dass man immer und jede Runde in der Sitzhalle sein muss. Für viele sind Spaziergänge sehr erholsam, wenn man die Landschaft anschaut, den eigenen Körper spürt, die Bewegung, den Atem.

Auch in der Meditations-Woche wird grundsätzlich nicht gesprochen. Zettel liegen aus für Mitteilungen, die nötig sind und die Zeit haben. Wenn es einfacher – und damit oft auch leiser – ist, dann kann mit einer Hand auf das Salz oder die Schüssel gezeigt werden, die man gerne hätte. Und im Notfall spricht man ganz natürlich miteinander.

Gesprochen wird aber auch in Gruppen- und Einzelgesprächen über Fragen, die in der Meditation oder durch den Vortrag auftauchen. Oder über Gedanken, die jemand beschäftigen, seien es Ängste und Vorstellungen, oder auch über die Freude, wenn alte Programme klar gesehen wurden und ihre Macht verlieren – oder was auch immer. Das sind nicht Treffen zwischen Schüler und Lehrer oder Neuling und Fortgeschrittenem. Es sind zwei Menschen, die sich Offenheit und Vertrauen entgegenbringen. Und Interesse, das aufgebrachte Thema unvoreingenommen gemeinsam frisch anzuschauen. Neu.

Im Alltag

In den Wochen, aber vielleicht auch schon in einer ersten Sitzrunde kann der Wunsch auftauchen, etwas von dem Erlebten, vielleicht von der Entspannung, der Stille oder der Ruhe, mit in den Alltag zu nehmen. Das ist als Wunsch normal, so sind wir konditioniert im Festlegen und Planen, wie etwas ist oder in Zukunft sein sollte. Frisch in Stille zu schauen ist aber keine Methode und auch nicht planbar. Es passiert einfach so. Vielleicht im Alltag, in einem besonderen Moment, oder in einem ganz normalen. Vielleicht bemerken wir die offenen Momente nicht – oder erinnern sie hinterher nicht – weil sie zu kurz waren oder weil danach zu viel passiert ist. In äußerer Stille zu sitzen, also an einem Ort, der still ist, ohne sich zu bewegen, kann den Raum schaffen, in dem Gewahrsein sich ausbreitet und bewusst wird. Das Gewahrsein kann immer da sein, auch im Stress, auch im Alltag, aber wir vernebeln unsere Sicht immer wieder mit Gewohnheiten und alten Erinnerungen. Aber wenn man den alten Gewohnheiten immer mehr auf die Schliche kommt, immer mehr entdeckt, wie und auf welche Art sie sich wie ein Film vor unsere Wahrnehmung drängen und unser Verhalten beeinflussen, dann wird es wahrscheinlicher, dass sie beim nächsten Mal, wenn sie entstehen, frisch gesehen werden. Im Alltag